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Boring? Nein!
Von folgenden Späßen bitten wir Abstand zu nehmen:
- Werfen von Gegenständen auf die Bühne
- Werfen von ganzen Rollen Toilettenpapier oder Konfetti
- Bespritzen der Darsteller
- offenes Feuer durch Feuerzeuge, Wunderkerzen oder ähnliches
- Werfen von Lebensmitteln (Reis, Toast usw.)
Das „schrägste Musical aller Zeiten“, die „Rocky Horror Show“ von Richard O`Brian war das Sommergastspiel im Linzer Musiktheater. Schilder im Foyer weisen auf die Verhaltensregeln hin.
„Jedes Schild hat eine Geschichte“, heißt es.
Die Geschichte dieser Schilder ist die Geschichte des Mitmachkults um die Rocky Horror Show.
Das Musical aus dem Jahr 1973 kam 1975 als „Rocky Horror Picture Show“ in die Kinos, wo der Film jedoch mangels Zuschauerinteresse bald wieder abgesetzt wurde. Nur in den Mitternachtsvorstellungen einiger kleiner US-Programmkinos erschien das Publikum immer häufiger verkleidet, warf bei den Filmhochzeiten mit Reis, spritzte bei Regenszenen mit Wasserpistolen und rief dazwischen.
Die Beteiligung des Publikums verbreitete sich über Kinos und Theaterbühnen auf der ganzen Welt.
Boring!
Mit Zwischenrufen ist traditionell auch der Erzähler konfrontiert. Bei einigen Vorstellungen in Linz schlüpft der EAV-Sänger und Moderator Klaus Eberhartinger in diese Rolle und sorgt damit für Lokalkolorit im Ensemble, das großteils aus britischen und amerikanischen Künstlern besteht.
„Boooooring!“ – also „Laaaaaangweilig“ – ist der traditionelle Kommentar, der dem Erzähler Eberhartinger mehrfach entgegengerufen wird und auf den er immer wieder schlagfertig und humorvoll reagiert („Es hilft ja nichts, ich muss das vorlesen.“).
Als nicht langweilig erweist sich das Linzer Publikum, zum Teil verkleidet, zum Teil mit (im Foyer verkauften) Fanbags ausgerüstet, die trotz oder wegen der auf den Schildern genannten Verbote eingesetzt werden können: So schützen sich die Zuseher*innen zum Beispiel mit Zeitungen über dem Kopf vor dem Regen und schwenken bei der Textzeile „There´s a light“ mit Knicklichtern.
Gar nicht „boring“ ist auch die Inszenierung des Regisseurs Sam Buntrock, die seit dem Jahr 2008 durch den deutschsprachigen Raum tourt.
Die Handlung ist bekannt: Das biedere, frisch verlobte Paar Brad und Janet will seinen ehemaligen Lehrer Dr. Everett Scott besuchen, bleibt jedoch in einer regnerischen Nacht mit einer Autopanne liegen. Die beiden begeben sich zu einem Schloss, dem einzigen Gebäude in der einsamen Gegend, um dort telefonisch Hilfe zu rufen.
Der kauzige Diener Riff Raff und das Hausmädchen Magenta gewähren ihnen Einlass und führen sie zum unheimlichen Schlossherrn Frank’n’Furter, der gerade dabei ist, einen künstlichen Menschen – den blonden, muskulösen Rocky – zu schaffen.
Brad und Janet erleben eine alles verändernde Horrorshow!
Oliver Salvile ist als hochgewachsener, muskulöser Frank’n’Furter in Korsett, Strapsen und High Heels eine Idealbesetzung. Nicht weniger muskulös ist Ryan Goscinksi als Rocky, dessen Liegestütze viele Zuschauer vor Neid erblassen lassen.
Alles in allem mehr als zwei kultige und unterhaltsame Stunden mit ausnahmslosen Standing Ovations am Schluss.
Let´s do the Time Warp again!
Infos zum Stück und zur weiteren Tournee: www.rocky-horror-show.de
Datum: / Text: / Foto: Datum: 31. Juli 2022 / Text: Georg Wageneder / Fotos: Georg Wageneder, Jochen Quast.