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Der Name ist Programm
Wann waren Sie das letzte Mal so richtig perplex? Hatten Sie das Gefühl, das gerade Erlebte im Kopf einfach nicht auf eine vernünftige Linie zu bekommen?
Möglicherweise im März 2020, als plötzlich das gesamte Land heruntergefahren wurde? Von diesem Gefühl, dass von einer Sekunde auf die andere alles anders ist, lebt das Stück „Perplex“, das heuer im Kulturhof Perg läuft.
Gleich in der ersten Szene wird klar, dass die Reise ins Absurde geht: Ein Paar kommt vom Urlaub nach Hause und trifft in der (vermeintlich eigenen) Wohnung auf ein befreundetes Paar, das in der Zwischenzeit auf die Wohnung aufgepasst hat. So sehen das eben diese Freunde aber nicht: Aus ihrer Sicht ist das nämlich ihre Wohnung, ihr hässliches Geschirr, das eins nach dem anderen zerdeppert wird, ihre Dusche, in die sich der müde (weil ja nicht im Urlaub gewesene) Freund zurückzieht. Die Urlaubsrückkehrer stellen sich also wohl oder übel auf die neue Situation ein…
„Perplex“ wandert mit einer scheinbaren Willkür zwischen Szenen und Handlungen herum und stellt das Publikum immer wieder völlig unvorbereitet vor eine neue Situation. Das Ganze aber nicht ohne eine ordentliche Portion Humor – und weil wir in Österreich sind und der Film „Muttertag“ auch heuer wieder im TV ausgestrahlt wurde, kommt auch ein Eisbär vor. Der wird aber zum Glück nicht erschossen, keine Sorge. Dem Stück wäre es aber zuzutrauen. Dem Stück ist alles zuzutrauen. Auch Faschisten und Aliens.
Wer sich auf das Absurde einlässt, lässt sich mitreißen vom großartigen Ensemble Julia Ribbeck, Nadine Breitfuß, Björn Büchner und Martin Dreiling.
Bis 28. Juli läuft „Perplex“ noch, dann wird umgebaut und der Kulturhof Perg öffnet seine riesigen Stadltore für das wohl einzige Tanztheater im diesjährigen OÖ Kultursommer: „Eine Carmen“ – neu erzählt mit Mitteln des Flamenco und dem modernen Tanz (mit Tura Gómez Coll, Hodei Iriarte Kaperotxipi, Filip Löbl, Katharina Mikstetter und Elias Moralés Perez) läuft vier Mal ab 4. August.
Info: https://www.kulturhof-perg.at
Datum: 20. Juli 2022 / Text: Ortrun Schandl/ Fotos: Reinhard Winkler