Theatersommer Meggenhofen

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Den Tod überlistet?

Also das ist ihm wirklich noch nie passiert. Da wurde er doch tatsächlich zum Schnapseln (= Schnapstrinken) verführt. Und noch dazu von einer Kundschaft. Denn eigentlich hätte er ihn ja holen sollen. Das war sein Auftrag. Wie immer von ganz oben. Doch dann kam alles anders. Wer hätte das gedacht!

Seit 5. Juni 2021 zeigt das Theater Meggenhofen die Eigenproduktion „Der Brandner Kasper und das ewig’ Leben“. Einmal mehr beeindrucken Ambiente, schauspielerische Leistungen und die Inszenierung mit „Talenten aus der Region“!

Zum Inhalt:

Der Boandlkramer, grandios gespielt von Reinhold Moritz, soll den Brandner Kasper (Fritz Egger) holen. Dieser, 72 Jahre alt, will aber noch nicht gehen. Schließlich lebt er gerne - „Zufrieden bin ich, weißt du, was das heißt?“ -, ist topfit und hat vor allem noch einen sich selbst auferlegten und sehr wichtigen Auftrag zu erfüllen: Er will für seine Enkelin Marei (Johanna Egger) und deren Freund Florian (Christopher Korkisch) den Grund erhalten, im besten Fall vergrößern, damit diese irgendwann Bauern sein können.

Doch der Tod will ihm einen Strich durch die Rechnung machen. Oder besser gesagt die da oben, nämlich die Heiligen - Michael und Petrus usw. Denn dem Boandlkramer ist es eigentlich egal, wen er holt. Er muss einfach. Doch er hat nicht mit dem Einfallsreichtum des Brandner Kasper gerechnet. Eine Flasche Kirschgeist und ein Kartenspiel später und schon hat dieser sich 18 Jahre heuausgehandelt. Dann wäre er genau 90, wie sein Vater. Perfekt. Und so zieht er ab, der Boandl, mit seinem Kutschenross, das noch nie so lange hat auf ihn warten müssen.

Doch so einfach ist das alles mit dem Sterben und Nichtsterben dann schlussendlich doch nicht. Denn als im Paradies drei Jahre später der Betrug aufgedeckt wird, kommt er wieder, der dünne, tänzelnde, immer frierende, schwarz gekleidete Boandl. Und dann wird wieder verhandelt. Aber dieses Mal ganz anders.

 

Das Stück „Der Brandner Kasper und das ewig’ Leben“ geht zurück auf die bayrische Erzählung von Franz von Kobell aus dem 19. Jahrhundert. Unter der Regie von Martin Leutgeb und der künstlerischen Leitung von Fritz Egger bleibt das Stück zwar zeitlich in der Vergangenheit, gedanklich aber ist es brandaktuell. Schätzen wir das, was wir haben, erst dann, wenn es droht, uns abhanden zu kommen? Welche Aufträge haben wir uns zur Lebensaufgabe gemacht? Bin ich zufrieden?

Theatersommer Meggenhofen

http://theatermeggenhofen.at

Datum: 07. Juni 2021 / Text: Michaela Ogris-Grininger / Fotos: Walter Huemer