Kategorien: Musik, Klassik

Salzkammergut Festwochen

10 Schritte vom See entfernt

Es hätte kaum besser kommen können - für Gmunden, für die Salzkammergut Festwochen. Die ehemalige Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann konnte für die Sparte Literatur und Theater gewonnen werden. Ab nächstem Jahr soll nämlich genau dieser Bereich des Mehrspartenfestivals ausgebaut werden. Und nicht nur die Festwochen am See werden dadurch bereichert werden, auch Karin Bergmann selbst sieht ihre neue Funktion als große Bereicherung, wie sie im Gespräch mit dem OÖ. Kultursommer-Blog erzählt.

Am 4. Juli hat mit einem Open Air des Bruckner Orchesters unter der Leitung von Chefdirigent Markus Poschner im Toscana Parkder Auftakt zur diesjährigen Ausgabe der Salzkammergut Festwochen stattgefunden. Einmal mehr werden die Großen der Großen im Laufe dieses Sommers künstlerische Leistungen u.a. in den Bereichen Klassik, Cross Over und bildende Kunst auf höchstem Niveau darbieten. (https://www.festwochen-gmunden.at/de/aktuelles-programm)

Thomas Bernhard ist Weltliteratur

Neben Konzerten und Ausstellungen finden heuer auch wieder hochkarätige Lesungen - dieses Mal mit einem ausgewiesenen Thomas Bernhard-Schwerpunkt - statt. Der Literatur-Abend„Es gibt keinen größeren Unsinn als jungen Künstlern zu helfen“ (der Titel ist ein Zitat Thomas Bernhards aus dem Stück „Ritter, Dene, Voss“) am 8. August stellt sozusagen den Salzkammergut Festwochen-Erstling von Karin Bergmann dar. Diese wird, wie bereits einleitend erwähnt, ab sofort die Festwochen-Sparte Literatur und Theater ausbauen, konzipieren und leiten. Neben dem von der Theaterfachfrau arrangierten Abend mit AutorinBarbi Marković, den Burgschauspielern Marie-Luise Stockinger und Michael Maertens sowie Regisseur Franz-Xaver Mayr will die Wahl-Österreicherin Bergmann mit dieser Lesung inklusive anschließendem Gespräch zeigen, dass Thomas Bernhard mittlerweile einen Teil der Weltliteratur darstellt.

Karin Bergmann von den Salzkammergut Festwochen

Gmunden - Der alte, neue Theater-Hot Spot

Erstmalig gibt es auch heuer wieder eine Theaterpremiere in Gmunden zu sehen. Das Landestheater Linz zeigtin Kooperation mit den Salzkammergut Festwochen die Premiere der Thomas Bernhard-Komödie „Die Macht der Gewohnheit“ im Stadttheater Gmunden. Zukünftig sollen Premieren und Uraufführungen am Traunsee wieder zur Gewohnheit werden. Zumindest eine pro Sommer:

„Ich träume von einem temporären Festwochen-Ensemble in der Stadt“, so Karin Bergmann im Interview mit dem OÖ. Kultursommer-Blog. Die ehemalige Direktorin des Wiener Burgtheaters (2014-2019) will damit an die Anfänge des Stadttheaters Gmunden anschließen. Denn damals waren Uraufführungen in der Stadt am See häufig. Nicht nur auf Grund der wunderschönen Landschaft stehen einige Villen ehemaliger BurgschauspielerInnen in Gmunden! Karin Bergmann: „Ich sehe es wirklich als großes Geschenk, hier an so einem großartigen Ort arbeiten zu dürfen. Das Theater in Gmunden ist nur zehn Schritte vom See entfernt, wo gibt es denn so etwas!“

Schnitzler, Kooperationen und junge AutorInnen

Weil zu brisant für Wien feierte 1897 beispielsweise „Freiwild“ von Arthur Schnitzler hier am Traunsee die österreichische Erstaufführung. Unter Anwesenheit des Autors! Auch deshalb soll es ein Schnitzler-Stück werden, mit dem Bergmann Gmunden zum neuen, alten Theater Hot Spot machen möchte. Im nächsten Jahr. Welches Stück des Jahrhundertwende-Autors es werden wird, wollte die aus dem Ruhrgebiet stammende Theaterexpertin noch nicht verraten.

Ihr Konzept für die Salzkammergut Festwochen sieht jedenfalls eine Kooperation mit mehreren Theatern vor. Nach Endproben und „ersten Nächten“ (= Premiere und Aufführungen) in Gmunden sollen die Stücke dann in die Häuser ziehen, so der Plan Karin Bergmanns. „Gmunden ist ein Ort, der das verträgt. Es wird eine Bereicherung für die Künstlerinnen und die Stadt sein.“, zeigt sich die 67-Jährige begeistert.

Neben Eigenproduktionen möchte Karin Bergmann auch „Zeitgenossenschaft nach Gmunden bringen.“Sie hält es gegenteilig zum Zitat aus "Ritter, Dene, Voss“: „Ich sehe in Oberösterreich sehr großes Potenzial in Sachen Neue Dramatik. Man denke an Thomas Köck, Ewald Palmetshofer, Teresa Dopler und Thomas Arzt, um nur einige zu nennen.“

Die 10 Schritte vom Stadttheater Gmunden zum See sind übrigens in Wirklichkeit rund 50 Schritte. Aber Karin Bergmanns Schritte sind - wenn man ihren Werdegang betrachtet - einfach sehr groß. Trotzdem zeigt sie sich im Gespräch mit dem OÖ Kultursommerblog ganz passend zum Bernhard-Stück „Die Macht der Gewohnheit“, das das immer wiederkehrende Scheitern der Künstler thematisiert, bescheiden: „Jetzt muss es mir nur noch gelingen.“ Man darf also gespannt sein!
 

Datum: 5. Juli 2021 / Text: Michaela Ogris-Grininger / Fotos: Luftaufnahme Traunsee, Foto: Reinhold Weissenbrunner; Karin Bergmann, Foto: Reinhard Werner; Landestheater, Foto: Robert Josipović; Ansicht des Gmundner Stadttheaters um 1878, Foto: K-Hof Kammerhof Museum Gmunden