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Wie kommt eigentlich die Kultur nach… Bad Schallerbach?
75 Veranstaltungen - mit dieser stattlichen Zahl ist der Musiksommer Bad Schallerbach der zweitgrößte Kulturveranstalter des Landes Oberösterreich. Grund genug, den Blick hinter die Kulissen dieses „Betriebes“ zu richten.
Zehn Monate im Jahr wird im kleinen Kurort nahe Wels Kultur gezeigt. Musikalisches in erster Linie, in allen Formen und Facetten. Und dabei sehr oft auch mit Wort bzw. Literatur in Kombination. So wie am 18. September: Da werden Nicole Beutler und Hans Sigl (natürlich, das sind die beiden aus „Der Bergdoktor“) zu sehen sein und zwar mit dem Programm „Die kleine Komödie: Eine Liebesgeschichte in Briefen“ von Arthur Schnitzler. Abgerundet werden diese Texte durch die Musik des Streichquartetts Sonare, „das Wiener Tanzmusik und andere Kostbarkeiten aus der Zeit des Fin de Siècle“ spielen wird. Ein gutes Beispiel für eine Bad Schallerbacher Eigenproduktion.
Da gibt es ein oder zwei Schauspieler, hochkarätige eigentlich immer, die sich gerne mit oftmals kleinen, feinen, genauso oft aber mit großen, lauten Texten beschäftigen möchten. Und auf der anderen Seite gibt es die Musik. Diese kommt von einem der sieben Ensemblesvon Peter Gillmayr. Dieser überlegt sich passende Musik zu den Texten. Und sucht passende MusikerInnen dazu. Oder lässt Musik dazu arrangieren, falls es sie nicht gibt. Und auch DramaturgInnen werden eingebunden, so wie u.a. bei der „Amerika“-Produktion mit Fritz Karl. Weiters wird überlegt und geprobt, zusammengefügt und gezeigt. Und dann auch noch ausgefahren - denn die Eigenproduktionen aus Bad Schallerbach gehen eigentlich immer anschließend auf Tour in alle möglichen deutschsprachigen Gebiete.
Aber noch einmal zurück, fast an den Start
Im Zentrum des Festivals steht der bereits erwähnte Peter Gillmayr. Er ist Intendant, künstlerischer Leiter und verfügt über ein riesiges Netz an Bekanntschaften aus Kunst und Kultur. Und weil er noch dazu jährlich selbst circa 80 Mal auf oder im Graben unter der Bühne steht, trifft er viele Leute, kommt ins Gespräch, hat Ideen, tauscht sich aus und - lädt ein. Und so kommen sie zustande. Die vielen verschiedenen, hochwertigen Produktionen, die in Bad Schallerbach zu sehen sind.
Der Vorlauf der Jahresplanungen liegt bei circa ein bis zwei Jahren. Das Jahr 2022 ist bereits komplett durchorganisiert, einzelne Veranstaltungen für 2023 stehen auch schon fest.
„In Summe greifen bei der ganzen Organisation und Planung und Komposition des Festivals viele Rädchen ineinander. Ich gehe eigentlich immer mit offenen Augen durch die Welt und da ergibt sich vieles von selbst.“, so Gillmayr im Interview mit dem OÖ Kultursommerblog.
Unterstützt wird Peter Gillmayr von seiner Tochter Victoria, die als Praktikantin im Schauspielhaus Sankt Pölten tätig ist und auch als seine Assistentin agiert. Die grafischen Arbeiten wiederum macht Gillmayrs Neffe von Wien aus.
Vieles wird und wurde auch bereits vor Corona über die modernen Medien machbar gemacht. Denn von einem Face-to-Face-Treffen, das oft zufällig stattfinden kann und bei dem erste Überlegungen stattfinden, geht die Organisation meist in Telefonate und Emails über. Erst kurz vor den Veranstaltungen kommen Künstlerinnen und Organisator wieder „in echt“ zusammen, für Proben und schließlich für die Aufführung selbst.
„Zum Beispiel habe ich kürzlich in Bratislava eine sehr tolle Tanztheatertruppe aus Deutschland getroffen und spontan ist die Idee entstanden, mit einem meiner Ensembles eine gemeinsame Liveperfomance zu planen. Eine Premiere ab 2023 beim Musiksommer wäre denkbar. Man wird sehen, was aus dieser Idee wird.“ erzählt Peter Gillmayr.
Mit einem weltberühmten deutschen Ensemble, dem Acapella-Ensemble „Amarcord Leipzig“, ist jedenfalls schon die Premiere „Oh Donna Clara - Schlager für Fortgeschrittene“ fixiert. Dieses wird zusammen mit Gillmayrs „Österreichischen Salonisten“ als Orchester am 17.9.2022 in Bad Schallerbach zu hören sein.
Das klingt schon alles etwas pragmatisch, so durchorganisiert, etwas wenig nach künstlerischer Muse. Aber so ist das eben. Auch in der Kultur muss - was die Organisation betrifft - mit Ressourcen gehaushaltet werden. Und wenn sich alles auch ohne langes Hin- und Herfahren und ohne persönliche Treffen Ende nie machen lässt, warum denn nicht? Schließlich wird ja trotzdem an den einzelnen Orten hochqualitativ gearbeitet. Und das Endergebnis kann sich dann immer sehen und hören lassen.
Die nächsten Termine in Bad Schallerbach finden Sie unter diesem Link:
https://www.musiksommerbadschallerbach.at/programm/
Datum: 12. September 2021 / Text: Michaela Ogris-Grininger / Fotos: Peter Gillmayr © Peter Gillmayr, Nicole Beutler und Hans Sigl © Hubert Mican, Sjaella © Lutz Wiechmann, Russkaja © Hans Leitner