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Fulminante Csárdásfürstin in Bad Ischl

Zum 60-Jahr-Jubiläum des Lehár Festivals hat Intendant Thomas Enzinger unter anderem die „Hit-Sammlung“ Die Csárdásfürstin,Emmerich Kálmáns wohl größten Erfolg, auf das Libretto von Leo Stein & Bela Jenbach aufs Programm gesetzt und auch selbst inszeniert.

In zweifacher Hinsicht eine gute Entscheidung, denn einerseits weiß das Werk mit seinen zündenden Melodien immer wieder zu gefallen, andererseits muss man die Regie Enzingers einfach geglückt nennen. Er bringt mit seiner Produktion nämlich das Kunststück zuwege, weder Traditionalisten im Publikum mit aufgesetzten Modernismen  zu verschrecken (was in Bad Ischl fatal wäre), noch Publikum, das sich ein bisschen mehr erwartet als oberflächliche Operettenseligkeit und -schmalz, zu langweilen. Die Inszenierung ist ungemein lebendig; da gibt es keine Sekunde Leerlauf, keinen einzigen Nebendarsteller, der je unbeteiligt wirkt. Die nervöse Spannung dieser Vorkriegszeit vibriert, der Tanz auf dem Vulkan reißt mit, dabei kommen Freude und Leid der handelnden Personen nicht zu kurz. Die sparsam eingestreute Sozialkritik zur Entstehungszeit des Werks 1914/15 wirkt nicht aufgesetzt, und das Finale mit einem gespenstischen Ballett von k. u. k. Offizieren evoziert Gänsehaut. Die Vorzüge betreffen  auch Bühne und Kostüme von Toto und Sven Bindseil in ihrem Spannungsfeld zwischen leicht verruchtem Art déco und gründerzeitlichem Spießerplüsch, die sich kaum wiederholende, lebendige Choreografie von Evamaria Mayer und die tolle musikalische Leitung von László Gyükér, dem das bestens disponierte Orchester in allen Nuancen folgt. Das fetzt und fährt, dass es ein Vergnügen ist; die Spiel- und Singfreude aller Beteiligten schafft eine dichte, positive Atmosphäre. Eine Interpretation, der man deutlich anhört, dass das die Frühzeit des Jazz war und die Varieté- und Operettenmusik dessen europäische Schwester.

 

Stimmstark wie stimmsicher mit hohem darstellerischen Niveau präsentieren sich die Solisten: Uschi Plautz und Josef Forstner als kauziges Fürstenpaar, Loes Cools als deren vom Verlobten verschmähte Nichte, Kurt Schreibmayer als lebenskluger, genießerischer Feri Bacsi, Matthias Störmer als Graf Boni, der in dieser Rolle all seine Komik und Beweglichkeit ausleben kann, Thomas Blondelle als irgendwie ungeschickter und doch würdiger Edwin und Ursula Pfitzner als seine angebetete, mitreißende Sylva Varescu, eben die Csárdásfürstin. Erwähnt werden muss noch Kurt Hexmann in seiner Sprechrolle als Conférencier, der selbst erklärende Texte spannend vermittelte und Umbaupausen durch die Präsentation von Filmschnipseln „aus der guten alten Zeit“ verkürzte.

 

Datum: 14. Juli 2021 / Text: Christian Hanna / Fotos: www.fotohofer.at

Lehár Festival Bad Ischl -Szenenfoto (c) Foto Hofer

 

Lehár Festival Bad Ischl -Szenenfoto (c) Foto Hofer